Aktuell | 30. April 2024

«Nachhaltiger Wandel muss strategisch verankert sein»

Im August startet die zweite Durchführung des CAS Unternehmerische Nachhaltigkeit HWZ. Jenny Zehnder, Leiterin Marketing und Kommunikation bei Transa, ist auch in diesem Jahr als Dozentin mit dabei. Im Interview sprechen wir über die Rolle von Transa im Schweizer Detailhandel, Unternehmen mit Nachholbedarf in Sachen Nachhaltigkeit und Teams, die zur Langlebigkeit beitragen.

Jenny Zehnder Dozentin

Foto: zVg.

Jenny, du arbeitest als Leiterin Marketing und Kommunikation bei der Transa Backpacking AG, nachdem du zuvor viele Jahre bei der Digital Agentur Liip gearbeitet hast. Was hat dich gereizt, zu einem der führenden Schweizer Outdoor-Händler zu wechseln?

Nach 10 Jahren B2B Marketing fand ich es super, in den B2C-Bereich zu wechseln. Der Detailhandel reizt mich enorm, weil der Wandel im Handel unmittelbar spürbar ist. Die Zukunft des Detailhandels und damit die Digitalisierung und Neuausrichtung faszinieren mich. Aber natürlich auch die organisatorische Transformation und das Adressieren der Nachhaltigkeit. In einem Handelsunternehmen muss Nachhaltigkeit und organisatorischer Wandel anders angegangen werden als in einer Agentur.

Als Absolventin bist du der HWZ schon lange verbunden. Seit einigen Jahren unter anderem auch als Dozentin in den Bereichen Leadership und Organisationsentwicklung. Im Sommer startet die zweite Durchführung des CAS Unternehmerische Nachhaltigkeit und du bist erneut als Dozentin dabei. Was bedeutet unternehmerische Nachhaltigkeit für dich?

Als Unternehmen Verantwortung zu übernehmen, um einen Impact zu generieren. Das ist unternehmerische Nachhaltigkeit. 
Jenny Zehnder, Leiterin Marketing und Kommunikation bei Transa und Dozentin im CAS Unternehmerische Nachhaltigkeit HWZ

Gerade in unserer schnelllebigen Zeit mit all ihren Paradoxien ist es wichtig, nachhaltigen Wandel strategisch zu verankern.

CAS Unternehmerische Nachhaltigkeit HWZ

Der CAS Unternehmerische Nachhaltigkeit HWZ vermittelt dir auf höchst praxisorientierte Weise das persönliche, inhaltliche und methodische Rüstzeug zur Entwicklung und Umsetzung positiver Visionen hin zu mehr Nachhaltigkeit. Der Studiengang startet am 29. August.

Nachhaltigkeit ist euch als Transa schon immer ein Anliegen gewesen. Inwieweit spiegelt sich Nachhaltigkeit in deiner täglichen Arbeit wider?

Marketing/Kommunikation ist eine wichtige Schnittstelle zur Nachhaltigkeit – wie kommunizieren wir unser Engagement, wo setzen wir Fokusthemen nach aussen und wo muss das Nachhaltigkeitsengagement kommunikativ geschärft werden. Als Transa wollen wir auch das Paradoxon zwischen Travel, Outdoor und Nachhaltigkeit aufzeigen. Im Marketing versuchen wir mehr als nur Produkte zu vermarkten. Zum Beispiel haben wir schon immer repariert und nun in Altstetten eine grosse Reparaturwerkstatt eröffnet. Wir arbeiten seit Jahren mit POW (Protect Our Winters) zusammen und haben auch bei der Kampagne zum Klimaschutzgesetz mitgemacht. Transa steht für Langlebigkeit und will einen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit leisten. Auch für die Kreislaufwirtschaft. Als Betriebsökonomin reizt es mich, das Paradoxon der Wirtschaftlichkeit aufzuzeigen. In der Führung lebe ich Nachhaltigkeit, indem ich stärkenorientiert führe. Menschen, die in ihren Fähigkeiten entscheiden und sich ständig weiterentwickeln können, bleiben (hoffentlich). Das Unternehmen durch Leadership resilienter zu machen – das versuche ich ganz «humble» jeden Tag ;)

In welchem Bereich der Nachhaltigkeit haben Unternehmen besonders viel Nachholbedarf?

Im ganzheitlichen Verständnis. Gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch die Verantwortung wahrnehmen, muss das Ziel jedes Unternehmens sein. Denn wenn alle Unternehmen ihren Teil dazu beitragen würden, könnten wir grössere Hebel nutzen, um mehr als nur CO2 im eigenen Unternehmen zu reduzieren. Transa zum Beispiel ist punktuell in verschiedensten Bereichen rund um das Produkt und auf Unternehmensebene schon sehr weit. Was fehlt, ist eine eigene Definition von Nachhaltigkeit. Hier muss noch mehr investiert werden, um die Wirkung nach innen und aussen zu verstärken und weiterzuentwickeln. Es gilt Verantwortung zu übernehmen, auch durch Führung. Sich als Führungskraft seiner Werte bewusst zu sein, hilft den Purpose eines Unternehmens mitzugestalten und damit Empowerment zu leben.

Egobefreite Führung hilft Mitarbeitenden radikal Verantwortung zu übernehmen.
Jenny Zehnder, Leiterin Marketing und Kommunikation bei Transa und Dozentin im CAS Unternehmerische Nachhaltigkeit HWZ

Die Entscheidungen zu verteilen und nachhaltig Impact in der Dreifaltigkeit der Nachhaltigkeit zu erzielen – jeden Tag.

Du dozierst in den Bereichen Leadership und Organisationsentwicklung, bei Transa verantwortest du die Kommunikation und das Marketing. Was sind die Herausforderungen in diesem Bereich im Hinblick auf unternehmerische Nachhaltigkeit?

Im B2C sicher das Paradoxum zwischen Konsum und Nachhaltigkeit. Hier ist Branding wichtig – Werte sind nicht nur für Menschen wichtig, sondern auch für Unternehmen. Wofür steht ein Unternehmen? Was ist sein Zweck? Das ist bei vielen Marken oft noch eine «Worthülse» und wird nicht von der ganzen Organisation gelebt. Marketing und Kommunikation haben die Aufgabe, die Werte zu vermarkten und natürlich auch Umsatz zu generieren. Wenn das ohne Werte geschieht, ist das Greenwashing. Deshalb hat Marketing und Kommunikation meiner Meinung nach auch die Verantwortung einzufordern, dass das Gesagte auch gelebt wird. Das hilft, Nachhaltigkeitsthemen kritisch zu reflektieren und zu sehen, wo man noch tiefer eintauchen muss und wo es Entwicklungspotenzial gibt. Also auch hier Verantwortung übernehmen.

Nach aussen müssen sich Marketing und Kommunikation den Trends stellen. Am Puls der Zeit zu sein, auch wenn wir uns im wohl schnellsten und radikalsten digitalen Wandel befinden. Das heisst: innovieren, ausprobieren, digitalisieren, wo immer es geht, ohne gegen die eigenen Werte zu arbeiten.
Jenny Zehnder, Leiterin Marketing und Kommunikation bei Transa und Dozentin im CAS Unternehmerische Nachhaltigkeit HWZ

Welche Fragen und Themen wirst du im CAS Unternehmerische Nachhaltigkeit behandeln? Was sollen die Teilnehmenden aus deinem Unterricht mitnehmen?

Was Nachhaltigkeit in der Führung bedeutet. Wie ein Team resilient gestaltet werden kann. Wie fluide Organisationsformen oder rollenbasiertes Arbeiten helfen, schnell zu werden. Wie man durch konsequente Entscheidungen und die richtigen Leute am richtigen Platz Nachhaltigkeit erzeugt. Was ego-freie Führung bedeutet und wie sie eingebettet werden kann. Vor allem aber, wo die Verantwortung liegt und wie Nachhaltigkeit interpretiert werden kann, um einen gesellschaftlich, ökologischen und ökonomischen Beitrag zu leisten.